Meryl Tankard
Informationen
1978 | Anfang der Arbeit mit Pina Bausch |
Biografie
Meryl Tankard
wird 1955 im australischen Darwin geboren. Ihr Vater dient bei der Royal Australian Airforce, was, aufgrund von Versetzungen, zu zahlreichen Ortswechseln führt. So erhält Tankard ihren ersten Tanzunterricht zunächst in Melbourne. Wenig später zieht die Familie nach Penang/Malaysia, dessen Kultur und Farbenreichtum sie beeindruckt. Zurück in Australien setzt sie ihre Tanzausbildung zunächst in Newcastle/New South Wales und Sydney fort, bevor sie 1974 an die Australian Ballet School in Melbourne wechselt. Bereits ein Jahr später wird sie ans Australian Ballet engagiert und kreiert 1977 ihre erste eigene Choreographie Birds behind Bars im Rahmen eines choreographischen Workshops. Für ihr Stück wird sie mit einem Preis ausgezeichnet, der sie nach Europa führt, wo sie Pina Bausch entdeckt.
Sydney an der Wupper
1978 engagiert sie die Wuppertaler Choreographin an ihr Tanztheater, wo sie von Anfang an zu den prägenden Tänzerinnen gehört. Tankard ist scharfzüngig und prägnant. Ihre Auftritte prägen sich unmittelbar ein. Bis 1984 kreiert sie Rollen in Café Müller, Kontakhof, Arien, Keuscheitslegende, 1980 – Ein Stück von Pina Bausch, Bandoneon und Walzer. Nicht selten setzt Pina Bausch sie als Gegenpol zu ihrer Landsfrau Jo Ann Endicott ein. 1980 spielte sie die Hauptrolle in dem Film Quackfurdonald Mit Lieben Gruss, 1982 ist sie Co-Autorin und Darstellerin in dem Film Sydney an der Wupper, der auf der Berlinale als bester Kurzfilm ausgezeichnet wird. Es folgen Jahre, in denen Tankard zwischen Australien und Europa pendelt. Einerseits tritt sie weiterhin als Gast des Tanztheaters auf, arbeitet aber auch mit Lindsey Kemp und wirkt in australischen Fernsehproduktionen wie The Pack of Women und Dancing Daze mit. Daneben schafft sie auch eigene Choreographien.
Die Choreographin
Zu einem Wendepunkt wird 1988 die Kreation ihres Solos Two Feet in enger Zusammenarbeit mit der Fotograf und Videokünstler Regis Lansac. 1989 wird ihr die Leitung einer Kompanie in Canberra angeboten, die sie Meryl Tankard Company nennt. Hier entstehen die Stücke Banshee (1989), VX18504 (1989), Nuti (1990), Kikimora (1990), Court of Flora (1990), Chants de Mariage I und II (1991–1992) und Songs with Mara (1992).
Als Direktorin des Australian Dance Theatre wechselt sie 1993 nach Adelaide, wo Furioso (1993), Aurora (1994), Possessed (1995), Rasa (1996), Seulle (1997) und Inuk (1997) entstehen. Sie wird weltweit zu Gastspielen eingeladen, ist die erste australische Kompanie, die an der renommierten Brooklyn Academy of Music in New York auftritt.
1999 verlässt sie Adelaide, setzt ihre Karriere freiberuflich fort und choreographiert unter anderem für Kompanien in Lyon, London, New York, Sydney, Den Haag, Leipzig, Paris und Antwerpen. 2010 erwirbt sie ihr Diplom in Filmregie an der australischen Film-, Fernseh- und Rundfunkschule und dreht zwei Kurzfilme: Moth und Mad. Für den von ihr koproduzierten 29-minütigen Dokumentarfilm Michelle‘s Story (2015) wird sie gleich mehrfach für die beste Regie und den besten Film ausgezeichnet. 2019 inszeniert Tankard ihr Solostück Two Feet für die russische Ballerina Natalia Osipova neu und kreiert 2020 Zizani für das Restless Dance Theatre sowie Skin Deep für die LGBTI+-Community. Ihr neuestes Werk Kairos entsteht 2023 für das Sydney Festival.
Mehrfach wird sie für ihre Arbeit mit Preisen ausgezeichnet, zuletzt u.a. mit dem Lifetime Achievement Award (2002) sowie dem Preis für herausragende Choreographie (2010) der Australian Dance Awards und 2019 mit dem Officer of the Order of Australia.
Text: Norbert Servos
Galerie
Foto: Ulli Weiss © Pina Bausch Foundation