Michael Carter
Biografie
Michael Carter
Der Australier Michael Carter wird 1980 in Sydney geboren und erhält seine Tanzausbildung an der Australian Ballet School in Melbourne. Danach wird er von dem dortigen Australian Ballet engagiert, wo er von 2000 bis 2003 in zahlreichen Stücken des klassischen und neoklassischen Repertoires (von Fokine bis Balanchine) bis hin zu modernen Choreographien (etwa von Meryl Tankard und Nacho Duato) auftritt. Mehr und mehr interessiert ihn der zeitgenössische Tanz. Deshalb arbeitet er von 2004 bis 2006 mit Leigh Warren & Dancers in Adelaide und der Sue Healey Company in Sydney. In den kleineren Ensembles fühlt er sich wohler, weil hier die Individualität jeder einzelnen Person sichtbarer wird.
Aufbruch nach Europa
Um genügend Geld anzusparen, damit er zu Auditions nach Europa reisen kann, kehrt er 2006 noch einmal für kurze Zeit an das Australian Ballet zurück. Danach bricht er nach Spanien auf, wo ihn Victor Ullate 2007 an sein Ensemble in Madrid verpflichtet. Schon ein halbes Jahr später wechselt er an die Compañía Nacional de Danza (CND)/Madrid unter der Leitung von Nacho Duato. Hier tanzt er von 2008 bis 2012 nicht nur in Kreationen von Duato, sondern auch in zahlreichen Gastchoreographien u.a. von Jiří Kylián, William Forsythe und Gentian Doda. Außerdem kreiert er für die Kompanie auch eigene Choreographien. Mit den Jahren hat er in der spanischen Hauptstadt Kontakt zu Theater-Regisseur:innen, Schauspieler:innen und bildenden Künstler:innen geknüpft und lässt seine Arbeit ebenso in Theaterproduktionen einfließen, so auch mit der Cía. del Señor Smith, einem interdisziplinären Zusammenschluss verschiedener Künstler:innen, deren Mitbegründer er ist. Unter dem Titel NOW! entwickelt er eine Serie von site-specific Improvisationsprojekten für unterschiedliche Spielorte. Außerdem dreht er im Laufe der Zeit zahlreiche Kurzfilme, bei denen er sein eigener Regisseur, Kameramann und Cutter ist. Für Youtube entsteht 2009/2010 eine Folge von Filmen unter dem Titel Inside CND über die nationale Tanzkompanie. Gemeinsam mit der Australierin Gala Moody gründet er 2012 OFEN Co-Arts Platform (vorher Cie. OFEN), eine interdisziplinäre Plattform für freie Produktionen, Aktivismus und sozialen Wandel in der Kunst, die bis heute existiert. Außerdem tritt der Vielseitige auch in Spielfilmen auf, so in The Book of Revelations von Anna Kokkinos.
Tanztheater
2012 nimmt er zum ersten Mal an einer Audition in Wuppertal teil; 2014 erhält er zunächst einen Gastvertrag und 2015 bis 2022 ein Vollzeit-Engagement beim Tanztheater. Er tritt in 13 Repertoirestücken von Pina Bausch auf, die von frühen Werken wie Das Frühlingsopfer und Blaubart über Palermo Palermo bis hin zu Masurca Fogo reichen. Außerdem wirkt er in den neu geschaffenen Gastchoreographien von Dimitris Papaioannou und Tim Etchels mit. An Pina Bauschs Arbeit schätzt er ihre Aufrichtigkeit und Radikalität, mit der sie den Finger auf die gesellschaftlichen Wunden legt und von dem erzählt, was Menschen wirklich bewegt. Er hofft, dass sich etwas davon in seiner eigenen Arbeit widerspiegelt, die er jetzt wieder als Freiberufler ausübt. Über die Mitarbeit an PINA 100 der Pina Bausch Foundation ist er Wuppertal auch weiterhin verbunden.
Text: Norbert Servos