Mari Di Lena

Mari Di Lena

Geboren 1948 in New York, beginnt ihre berufliche Laufbahn als Stipendiatin der Metropolitan Opera Ballet School, wo sie bei Margaret Craske und Alfredo Corvino studiert. Schon als Kind ist sie Mitglied des Kinderchors der Met und tanzt Hauptrollen in den von der Little Orchestra Society produzierten Kinderballetten. 1965, im Alter von 17 Jahren wird sie Solotänzerin bei der Maryland Ballet Company. Außerdem tanzt sie beim Manhattan Festival, Les Grands Ballets Canadiens und ist als Solistin beim Ballet Guatemala und dem Dortmunder Ballett engagiert.

Der Wechsel in die Moderne

Nach einer langen Karriere als klassische Ballerina, spezialisiert auf das dramatische Rollenfach, wird sie 1976 Mitglied von Pina Bauschs Tanztheater Wuppertal, dem sie bis 1980 angehört. Hier tanzt sie in insgesamt zehn Stücken und wirkt dabei an der Entstehung von sechs Stücken mit: Blaubart, Komm tanz mit mir, Renate wandert aus, Kontakthof, Arien und 1980. Außerdem gibt sie das Balletttraining für das Ensemble. Nach ihrem Ausscheiden aus der Kompanie eröffnet sie ihre eigene Ballettschule, die sie 20 Jahre lang leitet. Daneben unterrichtet sie immer wieder an der Folkwang Hochschule in Essen und trainiert viele Jahre Daniel Goldins Tanztheater-Kompanie in Münster. Zum Tanztheater Wuppertal hält sie engen Kontakt und nimmt begeistert an dessen Training teil, als ihr ehemaliger Lehrer und Mentor Alfredo Corvino dessen Ballettmeister wird.

Rückkehr nach New York

Im Jahr 2008 verlässt sie gemeinsam mit ihrem Mann Deutschland und kehrt nach New York zurück. Sie gibt Meisterklassen an verschiedenen Universitäten und Schulen im Großraum New York, choreographiert für das 92Y Harkness Dance Center. Häufig unterrichtet sie die José Limón Dance Company, gibt Workshops über die Arbeit Pina Bauschs am Sarah Lawrence College, der Juilliard School und im 92Y. 2013 nimmt sie an einer Podiumsdiskussion des Barnard College teil, bei der die verschiedenen Choreographien von Igor Strawinskys Frühlingsopfer diskutiert werden. Während ihrer Zeit in Wuppertal hat sie u.a. auch Pina Bauschs weltbekannte Fassung des Stoffes getanzt. Außerdem steuert sie im gleichen Jahr einen Beitrag zu Kathryn Sullivans Lehrfilm Understanding Pina bei. Ebenfalls 2013 rekonstruiert sie gemeinsam mit zwei anderen ehemaligen Mitgliedern des Tanztheater Wuppertal Pina Bauschs Wind von West, das seit 1979 nicht mehr aufgeführt wurde. Auf ihre Initiative hin wird es zu einem internationalen Projekt zwischen der Juilliard School und dem Folkwang Tanzstudio, das beim Jubiläumsfestival Pina40 in Deutschland als auch beim New Dances Concert in Juilliard School aufgeführt wird. Lange Jahre gehört Mari Di Lena zum festen Lehrkörper des 92Y Harkness Dance Center und des Ridgefield Conservatory of Dance in Connecticut. 2022 stirbt sie im Alter 74 Jahren in New York.

Text: Norbert Servos