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Es war der zweite Versuch. Rolf hatte sich ein Segelboot gebaut. Er hatte immer gebaut, alles mögliche. Jetzt ein Segelboot, das nicht funktionierte. Dessen Schwert zu kurz war. Sich mit Wasser füllte und versank. Und im entscheidenden Moment voller Tang und Schlick aus der Ruhr war. In dem Moment, in dem wir es aus der Ruhr hievten, so schmierig und unfähig zu schwimmen. So kam es auf das Dach des Peugeots 404, auf das Sonnendach. Höchst unbequem, aber wir hielten uns daran fest, während der Fahrt vom Schwimmbad zu Rolfs Atelier im Garten des ehemaligen Waisenhauses Werden. Dort entschieden wir den weiteren Verbleib und konsequenterweise den Verkauf des zum Schwimmen Unfähigen. Mein Freund Alfred wurde der Käufer, und er wollte uns zeigen, wie man dem Holzteil zur Fahrt auf der Ruhr verhelfen konnte. Seine Dortmunder, im 4. Stock gelegene Wohnung, erschien ihm als optimaler Werkstattraum.

So fuhren wir weiter, der 404 mit dem Boot und uns nach Dortmund. Der Eingang wurde zum ersten Hindernis, das Treppenhaus viel zu niedrig, zu schmal, kein Durchkommen. Zurück also, das Haus umschiffen. Mit dem Boot kopfüber nun über den Hintereingang zur Rückseite. Weiterhin fest entschlossen, und ohne weitere Diskussion, ob dieses Unternehmen scheitern könnte, holte Rolf den Flaschenzug (!) aus seinem 404 und befestigte ihn, unter selbstverständlicher Mithilfe seiner Kollegen (Alfred und mir), am Geländer der Loggia von Alfreds Wohnung. Im Ziel anvisiert war die Tür zur Küche, einzig möglicher Eingang für ein Boot diesen Ausmaßes. Das Boot nahm seinen Weg in den Himmel, mit Mühe sodann die Tür ins Visier, wir steuerten, so gut wir konnten, und schlussendlich erreichte es, in Schräglage zum Tisch und in paralleler Stellung zu Alfreds entsetzter Ehefrau am Herd, die Küche. Es hing wie ein riesiger verzogener Lampenschirm über dem Küchentisch, die Kinder blickten hoch, aßen darunter weiter. Und der große Schatten des Bootes legte sich über den Raum.


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