Rolf Borzik
Rolf Borzik entwickelt von 1973 bis 1979 die Bühnenbilder und Kostüme für die Stücke von Pina Bausch. Er prägt entscheidend, wie das Tanztheater Wuppertal gesehen wird. 1980 stirbt er im Alter von nur 35 Jahren.
Informationen
29. Juli 1944 | geboren in Posen |
1963 bis 1966 | studiert Malerei in Haarlem, Amsterdam (Niederlande) und Paris (Frankreich) |
Seit 1967 | studiert Grafik und Design an der Folkwang Hochschule in Essen |
1970 | Begegnung mit Pina Bausch |
1973 bis 1980 | Arbeit als Kostüm- und Bühnenbildner für das Tanztheater Wuppertal |
1980 | stirbt im Alter von 35 Jahren |
Biografie
Rolf Borzik
wird 1944 in Posen geboren, wächst jedoch in Deutschland und den Niederlanden auf. 1963 macht er ein Praktikum in einem grafischen Betrieb in Detmold, danach studiert er Zeichnen und Portrait bei dem niederländischen Maler Poppe de Maar in Haarlem. Von 1963 bis 1966 setzt er seine Ausbildung mit einem Studium der Malerei in Amsterdam und Paris fort, bevor er 1967 an der Essener Folkwang Hochschule Grafik und Design belegt. Hier lernt er Pina Bausch kennen. Die beiden freunden sich an, leben ab 1970 zusammen. Als Pina Bausch drei Jahre später von Intendant Arno Wüstenhöfer als Tanzchefin nach Wuppertal engagiert wird, beginnt er, für das Tanztheater Kostüm- und Bühnenbilder zu entwerfen.
Dem neuen Tanztheater ein Gesicht geben
Beide sind ein kongeniales Paar. Sie sind sich einig, dass die Stücke keine der damals üblichen Stilisierungen vertragen, sondern nah an der Wirklichkeit angesiedelt werden sollen. Gleichzeitig soll die Ausstattung den Zuschauern poetische Freiräume eröffnen, die Platz lassen für eigene Assoziationen. Schon bei den ersten Wuppertaler Produktionen arbeitet Borzik mit und gibt ihnen eine sehr unterschiedliche Gestalt: alltagsnäher in Fritz, sparsam und auf das Notwendige reduziert für die Gluck-Opern Iphigenie auf Tauris und Orpheus und Eurydike. Die Verknappung der Mittel, die nur zulässt, was wirklich gebraucht wird, will den Blick auf die Intensität der Aktionen lenken. Für Das Frühlingsopfer reißt Borzik die Bühne bis zu den Brandmauern auf und belegt sie mit einer dicken Torfschicht: der Tanz ein physischer Gewaltakt. Einerseits sucht Borzik die Alltagsnähe, andererseits verfremdet er die Räume mit einem Spiel der Elemente. Für Die sieben Todsünden lässt er den Originalabdruck einer Wuppertaler Straße nehmen und nutzt ihn als Bühnenboden. Im Altbauzimmer von Blaubart liegt Laub und zeichnet die Spuren der Tänzer auf; in Komm, tanz mit mir sind es Äste und Zweige. Renate wandert aus eröffnet dem Blick eine fantastische Eislandschaft. Café Müller zeigt ein Kaffeehaus voller Tische und Stühle, die Borzik den Tänzer:innen polternd aus dem Weg räumt. In Arien steht die ganze Bühne knöcheltief unter Wasser und ein Nilpferd trottet melancholisch durch die Szenerie auf der Suche nach Liebe.
Alles ist möglich
Borziks Kostüme erinnern oft an Alltagskleidung und überschreiten sie doch zugleich. Sie können schlicht oder prächtig sein, elegant oder einfach, eine falsche Haut oder eine originelle Verkleidung. Alles ist möglich. Für Pina Bausch ist er ein kongenialer Arbeitspartner, mit dem sie auch alle inhaltlichen und dramaturgischen Fragen besprechen kann. Er denkt und fantasiert diese Stücke, die gerade dabei sind, ein neues Genre zu entwickeln, von innen her mit.
Im Januar 1980 stirbt Rolf Borzik, im Alter von nur 35 Jahren. Doch in den sieben Jahren, in denen er mit Pina Bausch zusammen in Wuppertal gearbeitet hat, ist es ihm gelungen, dem Tanztheater ein unverwechselbares Gesicht zu geben. Er hat Szenenbilder geschaffen, die die Chronologie der Ereignisse in sich aufheben – gegen die Flüchtigkeit und gegen die Vergänglichkeit. Es sind Erinnerungsräume, die das Drama der menschlichen Existenz in sich aufzeichnen, und zugleich erinnern sie mit ihren poetischen Verfremdungen daran, dass alles sein kann, auch das, was man noch nicht gesehen und noch nie gedacht hat.
Nach Borziks Tod übernehmen Marion Cito die Kostüme und Peter Pabst das Bühnenbild. Sie verlängern die Projektionslinien dieser ebenso überbordenden wie disziplinierten Fantasie in die Zukunft hinein.
Text: Norbert Servos
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„Allein den Versuch, durch eine Oberfläche zu brechen und zu scheitern, halte ich für ein lohnendes Abenteuer.“