Herbert Rettich: Eine Nacht bei den Krokodilen
Der Theaterplastiker Herbert Rettich erinnert sich an die Zusammenarbeit mit dem Bühnen- und Kostümbildner Rolf Borzik
"Normalerweise ist das nicht so interessant, wie wir das hinkriegen, aber er fand das faszinierend."
Herbert Rettich über Rolf Borzik
Das Schöne war, als die Krokodile im Magazin waren, dann wurden sie nach draußen in den Park gelegt und haben Schrecken verbreitet.
Ich fand es toll, dass sich da ein Bühnenbildner so Wochenende für Wochenende hinstellt und mitmacht, auch abends, wann immer er konnte hat er mitgeholfen und war unheimlich interessiert an technischen Dingen, wie man sowas anders machen kann. Ich war ja selbst am Erfinden, und das hat sich so gegenseitig angestachelt...
Das erste Krokodil für Keuschheitslegende hat er noch selbst bemalt. Das ließ er sich nicht nehmen, das auszuprobieren, wie das mit den Flecken geht...
Ich erinnere mich an eine Nacht hier bei den Krokodilen: Da wollten wir auch das zweite noch hinkriegen zur Premiere und haben bis morgens um, ich weiß nicht, vier oder fünf gearbeitet, bis wir dann nicht mehr konnten. Dann sind wir kurz nach Hause, haben ein bisschen gepennt und um zehn ging es dann wieder weiter...
Wenn man müde ist, kriegt man ab und zu diese Hängestrecken, und dann tut‘s halt gut, wenn man sich versteht. Wenn man Spaß hat, auch wenn man nachts um zehn noch da sitzt, und dann Scherze macht. Man mag ja nicht immer akzeptieren, dass jetzt da noch ein Detail geändert werden muss, wenn man eh keine Zeit hat. Aber mit der Zeit merkt man doch, dass es sich lohnt...
Rolf war auch ausgezeichnet in technischen Lösungen. Zum Beispiel wie man das hinkriegt, dass das Krokodil das Maul öffnen kann und mit dem Schwanz wedeln und den Kopf drehen. Da gibt es so ein Gestänge innen, das man mit dem Gesäß bedient, mit einem Bügel. Wenn man mit dem Hintern hochgeht, macht das Krokodil das Maul auf und der Schwanz geht hoch und das Gleiche zur Seite...
Vom Nilpferd und den Krokodilen habe ich sehr viele Fotos aus dem Entstehungsprozeß, wo man die Zwischenstadien sieht. Rolf hat die Fotos gemacht; das fand ich beachtlich. Normalerweise ist das nicht so interessant, wie wir das hinkriegen, aber er fand das faszinierend. Er hat den Entstehungsprozeß dokumentiert und mir unaufgefordert Riesenabzüge gemacht, ganz tolle Dinger...
Aus Rolf Borzik und das Tanztheater, veröffentlicht vom Tanztheater Wuppertal Pina Bausch anlässlich des 20. Todestages von Rolf Borzik im Jahr 2000